Laufende Drittmittelprojekte

Übersicht
  • Bedrohung der Männlichkeit: Tragweite, Prozesse und Interventionen
  • Längsschnittliche Analysen des kommunalen Engagements von Männern beim Übergang zur Elternschaft: Welche Rollen spielen Gender Beliefs und soziale Unterstützung?
  • Zur Unterschätzung von Sexismus: Generalisierbarkeit, Analyse, Skalenvalidierung und Intersektionen
  • Online-Diversity-Training für Studierende der RPTU
  • Emmy Noether Forschungsgruppe zu Ausgrenzungsentscheidungen in sozialen Kontexten

 

Bedrohung der Männlichkeit: Tragweite, Prozesse und Interventionen

Beteiligt: Melanie Steffens, Lea Lorenz & Helena Wesnitzer

Zusammenfassung: Wenn Menschen einer für sie wichtigen sozialen Gruppe angehören, kann diese soziale Identität bedroht werden. Zwei Hauptgründe dafür sind, dass eine Person in wichtigen Aspekten nicht (proto-)typisch für die betreffende soziale Gruppe erscheint oder dass die eigene Gruppe im Vergleich zu anderen sozialen Gruppen nicht positiv erscheint. Besonders deutliche Effekte gibt es zur Bedrohung der Männlichkeit bei Männern. Eine Vielzahl unterschiedlicher Auslöser können eine Bedrohung der Männlichkeit bewirken, und eine große Bandbreite an kompensatorischen Reaktionen wurde beobachtet, von denen viele negative Folgen für den einzelnen Mann, sein soziales Umfeld oder die Gesellschaft im Allgemeinen haben.

Das übergeordnete Ziel des vorliegenden Projekts ist, ein Prozessmodell der Bedrohung der Männlichkeit vorzuschlagen und zu testen. Unser erstes Teilziel ist die Durchführung eines systematischen Review inklusive Meta-Analyse der bestehenden experimentellen Forschung zur Männlichkeitsbedrohung. Wir werden u.a. untersuchen, (a) ob einige Auslöser zu stärkeren kompensatorischen Reaktionen führen als andere, (b) ob kompensatorische Reaktionen, die der Art der Bedrohung entsprechen, zu stärkeren Reaktionen führen, und (c) welche individuellen und situativen Variablen die Effektgröße moderieren.

Unser zweites Ziel ist es zu untersuchen, (a) ob nach einer kompensatorischen Reaktion die Männlichkeit wiederhergestellt ist oder ob dadurch maskulinitätsbezogene Selbstaspekte aktiviert bleiben; (b) ob schädliche kompensatorische Reaktionen durch nicht schädliche ersetzt werden können. Ambulatory Assessment (AA) soll Aufschluss darüber geben, wie häufig Männer im Alltag Bedrohungen ihrer Männlichkeit erleben, welche (möglicherweise übersehenen) Auslöser es dafür gibt und welche Reaktionen. Dementsprechend werden wir prüfen, ob Männlichkeitsbedrohung nur ein sexy experimentelles Phänomen ist oder eine alltägliche Erfahrung von Männern, die reale Kosten für sie selbst und andere mit sich bringt.

Während sowohl die Meta-Analyse als auch die AA-Studien das Prozessmodell der Männlichkeitsbedrohung informieren werden, besteht unser drittes Ziel darin, die vorgeschlagenen Prozesse systematisch experimentell zu testen. Gleichzeitig werden wir die Wirksamkeit verschiedener Interventionen zur Verhinderung von Männlichkeitsbedrohung untersuchen. In drei Experimentserien testen wir, ob schädliche Kompensationsreaktionen verhindert werden können: (a) durch nicht schädliche Kompensationsreaktionen, (b) durch Wissensvermittlung über Männlichkeitsbedrohung und (c) durch eine vorangehende Selbstbestätigungsübung. Das Projekt ist als Kooperation mit Jennifer Bosson, University of South Florida, USA, geplant, die eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der Männlichkeitsbedrohung ist, und mit Ece Acka, Ege University, Türkei, die kulturelle Randbedingungen der Ergebnisse testen wird. Für die AA-Studien arbeiten wir mit Tanja Lischetzke, RPTU Kaiserslautern-Landau, zusammen.

 

Längsschnittliche Analysen des kommunalen Engagements von Männern beim Übergang zur Elternschaft: Welche Rollen spielen Gender Beliefs und soziale Unterstützung?

Beteiligt: Melanie Steffens, Elena Gehringer & Colette Van Laar, Leuven

Zusammenfassung: Männer sind in kommunalen Bereichen unterrepräsentiert, die traditionell mit Frauen assoziiert sind und daher für Männer nicht stereotyp. Verschiedene Hindernisse stehen einer höheren Beteiligung von Männern entgegen. Der vorliegende Forschungsantrag ist Teil eines größeren Forschungsprogramms, in dem wir die Prädiktoren für das kommunale Engagement von Männern am Beispiel der Frage untersucht haben, wie das Interesse von Männern an Elternzeit – eine Form kommunalen Engagements – beim Übergang zur Vaterschaft variiert. Insbesondere untersuchten wir, wie geschlechtsspezifische Überzeugungen in Bezug auf Männlichkeit und Vaterschaft, das mögliche Selbst und die soziale Unterstützung des normativen Umfelds mit Absichten, Elternzeit zu nehmen, und elterlichem Engagement zusammenhängen. Die beantragten Mittel werden für den Abschluss der Datenanalysen benötigt.

Teile des Projekts wurden im Rahmen einer Dissertation durchgeführt. Wir untersuchten in einer Längsschnittstudie die Elternzeitabsichten werdender Väter in Belgien und Deutschland. Querschnittsanalysen (vor der Geburt) lieferten erste Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen männlichen Prototypen und den Verhaltenspräferenzen von Männern für die Inanspruchnahme von Elternzeit nach der Geburt. Dabei erwies sich die Unterstützung, die werdende Väter von ihren Partnerinnen für die Inanspruchnahme von Elternzeit erhielten, als stärkster Prädiktor. In ersten Längsschnittanalysen, in denen die Daten von Welle 1 und 2 verglichen wurden (etwa 4 Monate nach der Geburt), untersuchten wir Diskrepanzen zwischen den Plänen der Männer vor der Geburt bezüglich Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit und ihrem tatsächlichen Engagement nach der Geburt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Väter im Durchschnitt erwarteten und wünschten, Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit zu gleichen Teilen mit ihren Partnerinnen zu teilen, aber ihre Absichten nicht in die Tat umsetzten.

Die Datenerhebung für Welle 3 läuft derzeit und sollte für die weitere Untersuchung des elterlichen Engagements im ersten Jahr nach der Geburt genutzt werden. Darüber hinaus beinhaltet die Studie Daten der Partnerin, die zur Untersuchung zusätzlicher Forschungsfragen und zur Klärung von Interpretationen abgeglichen werden könnten (z. B. subjektive Wahrnehmung im Vergleich zu tatsächlicher Unterstützung).

Ziele des vorliegenden Forschungsvorhabens sind Längsschnittanalysen aller drei Wellen zu den folgenden Forschungsfragen: (1) Wie verändern sich die gemessenen Konstrukte über die drei Zeitpunkte? (2) Welche wechselseitigen Beziehungen und Mediationen gibt es zwischen den Konstrukten über die Wellen hinweg? (3) Welches sind die stärksten Prädiktoren für die tatsächliche Elternzeitnahme? Zusammengenommen werden diese Analysen wichtige Schlussfolgerungen in Bezug auf Hindernisse und förderliche Faktoren für das Engagement von Männern in kommunalen Rollen ermöglichen.

 

Zur Unterschätzung von Sexismus: Generalisierbarkeit, Analyse, Skalenvalidierung und Intersektionen

Beteiligte: Melanie Steffens & Franziska Ehrke

Gesetze wie das AGG verbieten Diskriminierung. Im Einklang damit sind viele Menschen motiviert, vorurteilsfrei zu reagieren. Dennoch ist Ungleichheit allgegenwärtig. Die Ursachen von Diskriminierung zu erhellen, könnte dazu beitragen, diese zu verringern. Geschlecht, Alter und ethnische Zugehörigkeit sind laut sozialpsychologischen Theorien die zentralen sozialen Kategorien, die zu Diskriminierung führen (Sexismus, Altersdiskriminierung und Rassismus). Ein charakteristisches Merkmal moderner Ismen ist die Annahme, dass Diskriminierung der Vergangenheit angehöre. Umgekehrt gehen wir davon aus, dass Bewusstsein für fortbestehende Diskriminierung entscheidend für die Bekämpfung von Diskriminierung ist, und dass neben allgemeinen Bewertungen („moderne Ismen“) die Fähigkeit, konkrete Vorfälle von Diskriminierung zu erkennen, entscheidend für das Ziel ist, Diskriminierung zu reduzieren. 

Das vorgeschlagene Forschungsprogramm behandelt die Unterschätzung von Sexismus im Vergleich zu anderen Diskriminierungsformen (als Referenzkategorien). In Vorarbeiten zum Projekt (5 Experimente, 3 davon präregistriert); 3 präregistrierte Validierungen der Rassismusversion) haben wir eine Szenarienskala entwickelt, die dieselben Situationen (z. B. Ausschluss) in einer Sexismus- und einer Rassismus-Variante beschreibt (ausbalanciert zwischen Teilnehmenden; z. B. Ausschluss von weiblichen vs. schwarzen Personen). Sexistische Szenarien wurden im Durchschnitt als weniger diskriminierend beurteilt als rassistische Szenarien. Der Unterschied zwischen Rassismus und Sexismus hing enger mit anderen Sexismus- als mit Rassismus-bezogenen Konstrukten zusammen. 

Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden im Projekt mehrere theoretische Erklärungen gegeneinander getestet, um zu klären, warum Sexismus (oder -ismen im Allgemeinen) unterschätzt wird. Wir testen die Allgemeingültigkeit und analysieren die Unterschätzung von Sexismus; wir validieren die Sexismus- sowie eine Cissexismus-Szenarienskala; und wir untersuchen Identitätsintersektionen. Konkret untersuchen wir die Forschungsfragen: (1) Wie konsistent ist die Unterschätzung von Sexismus (a) über verschiedene Kulturen hinweg, (b) über die verschiedenen Szenarien der Skala hinweg, und (c) im Vergleich zu anderen Referenzkategorien (z. B. Ageismus)? Darüber hinaus (2) validieren wir die Szenarienskala zum Bewusstsein für geschlechtsbezogene Diskriminierung (d. h. Sexismus und Cis-Sexismus), was auch zu einem tieferen Verständnis der Unterschätzung von (Cis-)Sexismus führen wird – welche Szenarien werden als subtile Manifestationen von (Cis-)Sexismus angesehen? Schließlich untersuchen wir (3) die Intersektion von Rassismus und Sexismus (d. h. die Diskriminierung Schwarzer Frauen) genauer. Insgesamt erweitert dieses Forschungsprojekt theoretische Modelle zu den Grundlagen von Diskriminierung und liefert ein modernes, valides Szenarien-basiertes Messinstrument, mit dem Bewusstsein für Diskriminierung gemessen werden kann. 

 

Online-Diversity-Training für Studierende der RPTU

Beiteiligte: Melanie Steffens & Franziska Ehrke 

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Emmy Noether Forschungsgruppe zu Ausgrenzungsentscheidungen in sozialen Kontexten

In der Emmy Noether Forschungsgruppe zu Ausgrenzungsentscheidungen in sozialen Kontexten gehen wir der Frage nach, warum Menschen andere ausgrenzen.

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