Laufende Drittmittelprojekte
Übersicht
- Diskriminierung von Bewerberinnen und Bewerbern aufgrund ihrer sexuellen Orientierung: Ein experimenteller Untersuchungsansatz
- Stimmstereotype gegenüber Frauen und Männern unterschiedlicher sexueller Orientierungen: Eine Kombination aus produktionsbezogenen und perzeptiven Ansätzen
- Media, Democracy and Citizens (MeDeCi): Fragmentierte Medienumgebungen und ihr Einfluss auf politische Informationsverarbeitung und Entscheidungen
- Männer und Sorge-Arbeit: Beteiligung von Männern in kommunalen Rollen am Beispiel von Elternzeit
- Emmy Noether Forschungsgruppe zu Ausgrenzungsentscheidungen in sozialen Kontexten
Diskriminierung von Bewerberinnen und Bewerbern aufgrund ihrer sexuellen Orientierung: Ein experimenteller Untersuchungsansatz
Forschungsvorhaben: Während des ersten Förderzeitraums war das übergreifende Ziel des Projekts zu verstehen, ob Diskriminierung im Arbeitsleben auf Basis der sexuellen Orientierung erklärt werden kann, indem die Passung zwischen der wahrgenommenen Maskulinität/Femininität von Berufen und Bewerber/innen betrachtet wird. Hierbei sollte das „Modell der mangelnden Passung“ auf die soziale Kategorie sexuelle Orientierung angewendet werden. Basierend auf dem Stereotyp, dass Schwule und Lesben traditionelle Geschlechterrollen überschreiten, sollten sie anders als Heterosexuelle auf den beiden zentralen Dimensionen des Stereotypinhaltsmodells angesehen werden. Konkret sollte Schwulen mehr Communion (Gemeinschaftsorientierung, Wärme) zugeschrieben werden als heterosexuellen Männern. Umgekehrt sollte Lesben mehr Agency (Aufgabenorientierung, inkl. Fachkompetenz) als heterosexuellen Frauen zugeschrieben werden. Zur Verfolgung dieses Ziels wurden insgesamt 19 Experimente durchgeführt. Ein großer Teil der Befunde entsprach den Hypothesen und wurde mehrfach repliziert (z.B. Schwulen Gemeinschaftsorientierung zuzuschreiben). Dagegen waren andere Ergebnisse unerwartet und können mithilfe existierender Modelle nicht erklärt werden; dies war insbesondere der Fall für Befunde zu Intersektionen von Identitäten (auch als nicht-prototypische Identitäten bezeichnet, z.B. türkischstämmige Lesben in Deutschland). Diese wurden in vielen unserer Experimente abweichend von existierenden Stereotypen besonders positiv beurteilt. Übergeordnetes Ziel der zweiten Förderperiode ist es, die Prozesse zu untersuchen, die (positiver und negativer) Diskriminierung auf der Basis von Intersektionen unterschiedlicher Identitätskategorien im Arbeitsleben zugrunde liegen. Befunde zu Identitätsintersektionen sollen genutzt werden, um existierende Modelle zu revidieren und erweitern. Konkret werden wir untersuchen, unter welchen Bedingungen die Annahme, Bewerber/innen mit nicht-prototypischen Identitäten hätten Diskriminierung erfahren, zu positiven Urteilen über sie führt (Ziel 1). Diese Arbeiten sollen auch helfen, die bisherigen Befunde zu erklären. Ziel 2 ist es, erweiterte Forschungsparadigmen zu entwickeln, um allgemeiner zu testen, unter welchen Bedingungen nicht-prototypische Bewerber/innen vor Diskriminierung geschützt sind und wie dies mit Eigenschaften der Urteilenden zusammenhängt. Abschließendes Ziel ist die Integration der Befunde in ein erweitertes theoretisches Modell (Ziel 3).
Projektträger: DFG
Projektleitung: Melanie C. Steffens
Projektmitarbeit: Claudia Niedlich,Sven Kachel, Elena Ball
Projektlaufzeit: seit 2014
Stimmstereotype gegenüber Frauen und Männern unterschiedlicher sexueller Orientierungen: Eine Kombination aus produktionsbezogenen und perzeptiven Ansätzen
Forschungsvorhaben: Stimmstereotype bezüglich sexueller Orientierungen sind weit verbreitet und werden etwa durch Darstellungen in den Medien perpetuiert (z.B. Schwule näseln). Studien im Rahmen produktionsbezogener Ansätze untersuchen die Korrektheit von Stimmstereotypen, indem sie auf akustische Unterschiede zwischen Sprecher*innen fokussieren. Sie gehen der Frage nach, ob und in welchen Stimmmerkmalen sich Schwule und heterosexuelle Männer unterscheiden – seltener beziehen sie sich auf Frauen. Die bisherige Evidenz solcher Studien ist inkonsistent. Unsere eigenen Vorarbeiten liefern Hinwiese auf die Bedeutung von Kontextfaktoren. Ziel 1 des vorliegenden Forschungsvorhabens ist es, die inkonsistente Befundlage aufzuklären, indem sprachbezogene (z.B. Textthema) und situative Kontextfaktoren (z.B. Geschlecht der Gesprächspartner*innen) systematisch untersucht und mit Merkmalen männlicher wie weiblicher Sprecher*innen in Beziehung gesetzt werden (z.B. selbstzugeschriebene Maskulinität/Femininität). Studien im Rahmen perzeptiver Ansätze untersuchen den Inhalt von Stimmstereotypen, indem sie von Hörer*innen abgegebene Einschätzungen der sexuellen Orientierung mit Stimmmerkmalen der Sprecher*innen korrelieren. Um deren ebenfalls inkonsistente Befundlage zu erhellen, soll unter Ziel 2 ein experimentelles Vorgehen zur auditiven Wahrnehmung der sexuellen Orientierung genutzt werden. Dabei wird Voice Morphing als neue Methode in dieses Forschungsfeld eingeführt und untersucht, welche Stimmparameter welchen Beitrag zur Einordnung sexueller Orientierungen leisten. Beispielsweise werden ausgewählte akustische Parameter (z.B. Grundfrequenz) heterosexueller Stimmen in verschiedenen Abstufungen in diejenigen lesbischer/schwuler Stimmen überführt, wobei die übrigen akustischen Parameter konstant gehalten werden. Anschließend schätzt eine Stichprobe von Hörer*innen die sexuelle Orientierung und die Maskulinität/Femininität der erzeugten Stimuli ein. Durch die Kombination produktionsbezogener und perzeptiver Ansätze lassen sich mögliche Diskrepanzen zwischen Ausdruck (Sprecher*innen) und Wahrnehmung (Hörer*innen) der sexuellen Orientierung identifizieren. Zudem wird die auditive Wahrnehmung der sexuellen Orientierung realitätsgetreu als kommunikativer Akt konzeptualisiert. Auf dieser Basis soll unter Ziel 3 eine Metaanalyse aller vorliegenden, thematisch relevanten Befunde durchgeführt und das Expression and Perception of Sexual Orientation Model erweitert werden, welches der Erstantragsteller in seiner Dissertation entwickelt hat. Übergeordnetes Ziel des vorliegenden Forschungsantrags ist es, zu erklären, unter welchen Bedingungen stereotype Sprechweisen zur Markierung von sexuellen Orientierungen genutzt werden und welche Stimmparameter den Eindruck einer bestimmten sexuellen Orientierung bewirken. Dadurch können in der Praxis Ansatzpunkte für eine evidenzbasierte Antidiskriminierungsarbeit wie auch für logopädisch-sprachtherapeutische Interventionen etabliert werden.
Projektträger: DFG
Projektleitung: Sven Kachel
Projektmitarbeit:Melanie C. Steffens
Projektlaufzeit: 2019-2021
Media, Democracy and Citizens (MeDeCi): Fragmentierte Medienumgebungen und ihr Einfluss auf politische Informationsverarbeitung und Entscheidungen
Die interdisziplinäre Forschergruppe vereinigt Wissenschaftler der Kommunikationswissenschaft, der Politikwissenschaft und der Psychologie: B. Hilbig, J. Maier, M. Maier, G. Reese, S. Rudert, M. Steffens, C. von Sikorski, S. Winter, E. Bytzek, F. Ehrke, K. Knop, C. Oschatz und I. Thielmann.
Männer und Sorge-Arbeit: Beteiligung von Männern in kommunalen Rollen am Beispiel von Elternzeit
Forschungsvorhaben: In den letzten Jahrzehnten waren männliche Geschlechterrollen langsameren Veränderungen ausgesetzt als weibliche. Eine Folge hiervon besteht darin, dass Männer in traditionell weiblichen Sorge-Rollen unterrepräsentiert bleiben, beispielsweise im Hinblick auf Elternzeitnahme. Diese Unterrepräsentation bewirkt, dass Männer ebenso wie deren Familien nicht die Vorteile nutzen können, die mit wachsender Beteiligung von Männern in solchen Rollen einhergehen. Dieses Projekt dient dazu, bislang wenig untersuchte interne Faktoren zu identifizieren, die zu einer Steigerung des Interesses von Männern an Elternzeit und anderen Sorge-Rollen beitragen können. Zunächst untersuchen wir den Effekt, den unterschiedliche Vorstellungen von Männlichkeit („männliche Prototypen“) sowie das Ausmaß, in dem Agency und Communion in diese integriert sind, darauf haben, dass Männer sich für Sorge-Rollen interessieren. Zweitens gehen wir davon aus, dass sich die Motivation von Männern mehr an diesen Rollen teilzuhaben in ihrem zukunftsorientierten Selbstkonzept (ihren „possible selves“) widerspiegelt. Diese zukunftsorientierten Selbstkonzepte können wiederum die Elternzeitnahme von Männern beeinflussen. Drittens untersuchen wir hinderliche und förderliche Faktoren in der normativen Umwelt von Männern für die Entwicklung und Verwirklichung von kommunalen Intentionen während des Übergangs zur Elternschaft. Zuletzt untersuchen wir, wie der Übergang zur Elternschaft sowie die Entscheidung, Elternzeit zu nehmen, wiederum die Internalisierung von Communion in männlichen (und Vater-) Prototypen beeinflussen kann. Unser Ziel bei diesem Projekt ist es, unser Verständnis zu erweitern für interne Hindernisse bezüglich des Engagements von Männern in Sorge-Rollen wie etwa Elternzeit sowie umfassendere Einsichten in Prozesse zu generieren, die fehlende Gleichstellung aufrechterhalten oder in Frage stellen können.
Projektträger: FWO (Research Foundation Flanders)
Projektnehmerin: Carolin Scheifele
Projektverantwortliche: Colette Van Laar, Melanie C. Steffens
Projektlaufzeit: 2019-2023
Emmy Noether Forschungsgruppe zu Ausgrenzungsentscheidungen in sozialen Kontexten
In der Emmy Noether Forschungsgruppe zu Ausgrenzungsentscheidungen in sozialen Kontexten gehen wir der Frage nach, warum Menschen andere ausgrenzen.
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