Transferaktivitäten 2017

Raphael Gutzweiler, Simone Pfeiffer & Prof. Dr. Tina In-Albon

Psychische Gesundheit ist eine wichtige gesellschaftliche Herausforderung. Dies gilt besonders mit Blick auf die Prävention psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. Für diese Zielgruppe zeigen sich Fähigkeiten im Umgang mit Gefühlen bzw. emotionale Kompetenz als wesentlicher Faktor psychischer Gesundheit. Daher hat die Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters ein modularisiertes Präventionsprogramm zum Thema emotionale Kompetenz entwickelt. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit regionalen Schulen wird das Programm seit 2014 von Bachelorstudierenden der Psychologie unter Betreuung eines Dozierenden in Grund- und weiterführenden Schulen durchgeführt. Definition und Aufbereitung der Inhalte erfolgen in Abstimmung mit den Schulen unter Einsatz altersentsprechender evaluierter Materialien und Maßnahmen. 2017 nahmen 12 Schulen mit 57 Klassen und insgesamt ca. 1200 Schülerinnen der Jahrgangsstufen 1 bis 10 am Projekt teil.
Inzwischen steigt die Bekanntheit des Projektes unter anderem durch Kooperation mit der Resilienzinitiative des Pfalzklinikums Klingenmünster und fünf Lions-Clubs der Vorderpfalz. Letztere haben zudem durch ihre finanzielle Unterstützung eine wissenschaftliche Evaluation des Projekts ermöglicht.

Hierzu ein Beitrag im Deutschlandfunk

Der Begriff „Alternative Fakten“ wurde von Kellyanne Conways, einer Beraterin des US-Präsidenten, im Januar 2017 erstmals verwendet. Schnell entwickelte sich dieser Begriff zum Synonym einer politischen Diskussionskultur, in der Unterschiede zwischen objektiven Fakten und subjektiven Bewertungen verschwimmen und verwischt werden.
Psychologische Forschung kann einen Beitrag zum Verständnis der Verbreitung und Akzeptanz „Alternativer Fakten“ leisten. Juniorprofessor Dr. Tobias Rothmund hat über insgesamt fünf Jahre hinweg gemeinsam mit Prof. Dr. Mario Gollwitzer den Einfluss individueller Motivlagen auf die Verarbeitung von Evidenzinformationen empirisch untersucht. Die gesellschaftliche Debatte um „Alternative Fakten“ stellte eine Gelegenheit dar, das psychologische Phänomen des motivierten Umgangs mit wissenschaftlicher Evidenz anhand dieses aktuellen Themas zu illustrieren. Im September 2017 wurde eine entsprechende Pressemitteilung durch die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) versandt. Anschließend wurden die Erläuterungen in Presse, Hörfunk und TV aufgegriffen und im Rahmen von Interviews (bspw. Tagesthemen, Deutschlandfunk) und Berichten (bspw. Die Zeit) vertieft. In Zeiten polemisierender Strömungen ist es noch wichtiger, diesen wissenschaftliche Erkenntnisse entgegen zu stellen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

"Interview in der ARD Mediathek LINK nicht mehr VORHANDEN!

Prof. Dr. Gerhard Reese

Wissenschaft ist nicht (immer) abstrakt und knochentrocken. Sie kann auch unterhaltsam sein und ganz konkret greifbar gemacht werden – zum Beispiel durch einen „Science Slam“  Kurze und prägnante wissenschaftliche Vorträge werden in einem ausgelassenen abendlichen Rahmen präsentiert und erreichen damit Zielgruppen jenseits der Wissenschaft und auch fern üblicher Medien, in denen sonst Umwelthemen behandelt werden (z.B. Magazine, Wochenzeitungen). Auf diese Form der Wissensvermittlung setzt auch Prof. Dr. Gerhard Reese. Durch einen humoristisch-ironischen Umgang mit wissenschaftlicher Thematik wird umweltpsychologische Forschung für ein breiteres Publikum verständlich und bleibt in Erinnerung. Ironie ist dabei eine unerlässliche Zutat: Ausgangspunkt seines Beitrags „Ein Herz für den Klimawandel“ ist die Idee, dass der Klimawandel doch auch sehr gute Seiten hat (Baden am Nordpol, eine Leben ohne gefährliche Eisbären, …) aber aufgrund verschiedener Akteure verhindert wird. Das Publikum soll daher in die Lage versetzt werden, zu weniger Umweltschutz beizutragen – alles untermauert mit Ergebnissen psychologischer Forschung. Die wissenschaftlichen Befunde werden darüber hinaus noch gesellschaftspolitisch verankert und deren Notwendigkeit für die Sicherstellung einer eisbärfreien Zukunft expliziert.

 Video seines Beitrags beim #59 Science Slam Berlin

Prof. Dr. Michaela Maier

Das „TV-Duell“ kann als das bedeutendste Einzelereignis während des Bundestagswahlkampfes 2017 gelten. Als abgegrenztes Format ist das TV-Duell für die Wissenschaft eine herausragende Möglichkeit, mehr über Wahlkämpfe und deren Rezeption zu erfahren. Nicht zum ersten Mal wurden am Campus Landau durch das Team von Prof. Dr. Michaela Maier die Echtzeitreaktionen von Rezipient*innen während einer solchen Debatte erhoben und durch quasiexperimentelle Panelbefragung ergänzt. Als Großereignis erfährt das TV-Duell regelmäßig eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Die damit verbundene Pressearbeit und Medienberichterstattung zum Projekt „Televised Debates: Das TV-Duell 2017“ erreichte durch regionale und überregionale Print- und Rundfunkmedien ein großes Publikum (ARD, ZDF, SWR, Phoenix, usw.). Die Berichte über diese Studie und deren erste Ergebnisse waren eingebunden in die tagesaktuelle Berichterstattung über das TV-Duell. Die Studienergebnisse wurden so Teil des medialen und politischen Diskurses rund um das TV-Duell. Am Beispiel des apparativen Verfahrens zur Messung der Echtzeitreaktionen konnte sozialwissenschaftliche Forschung gut illustriert werden und gewährte dem Publikum einen anschaulichen Einblick in wissenschaftliche Prozesse.

Prof. Dr. Melanie Steffens

Planet Wissen (ARD-alpha) ist eine der großen Sendereihen im deutschen Fernsehen, die versuchen Wissenschaft verständlich einem breiten Publikum zu vermitteln. Im Beitrag „Vorurteile: Wie sie unser Leben bestimmen“ (08.09.2017; 58:36 Min.) war auch Prof. Dr. Melanie Steffens als Expertin ins Studio geladen. Neben Basiswissen zum Thema wurden dabei einige Beispiele ihrer eigenen Forschung behandelt, unter anderem, wie Sprache dazu beiträgt, Vorurteile aufrecht zu erhalten, und wie Vorurteile verringert werden können, ohne Widerstände bei der Zielgruppe zu wecken. Durch einen solchen Beitrag kann die Einsicht darüber gefördert werden, unter welchen Umständen unsere Eindrücke und Entscheidungen in Bezug auf andere Menschen von Vorurteilen geprägt sein können und wie sich dieser Einfluss verringern lässt.

Die Sendung kann hier angesehen werden.

Nadine Knab, M.Sc.

Wissenschaft & Frieden ist eine interdisziplinäre Fachzeitschrift für Friedensforschung, Friedenspolitik und Friedensbewegung. Sie erscheint seit 1983 und publiziert zu friedenspolitischen Themen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Expert*innen thematisieren dabei z.B. Wege und Möglichkeiten zur zivilen Konfliktlösung oder zur Einhaltung von Menschenrechten. Beiträge beziehen aus naturwissenschaftlicher, politikwissenschaftlicher, sozialwissenschaftlicher und psychologischer Sicht Position zur Verantwortung der Wissenschaft für gesellschaftliche Prozesse. Seit Sommer 2015 ist Nadine Knab für das Forum Friedenspsychologie e.V. (Mitherausgeber) Mitglied in der Redaktion. Dafür erstellt sie Heftkonzepte (z.B. 2-2017 Flucht und Konflikt) oder schreibt eigene Artikel.

Das in Rheinland-Pfalz etablierte Projekt „Zeitung lesen macht Azubis fit!“ (ZeiLe) wurde im Projektjahr 2016/2017 zum zehnten Mal durchgeführt. Über 10.000 Auszubildende haben bereits teilgenommen. ZeiLe untersucht die Wissens- und Kompetenzentwicklung von Auszubildenden in einem quasi-experimentellen Design. Dazu werden die Auszubildenden in zwei Gruppen unterteilt. Auszubildende der Experimentalgruppe lesen täglich die regionale Tageszeitung und beantworten in mehrwöchigen Abständen Fragen zu den Inhalten der Tageszeitung. Auszubildende der Kontrollgruppe tun dies nicht. Zu Beginn und am Ende des Ausbildungsjahres beantworten beide Gruppen umfangreiche Wissens- und Kompetenztests. Durch den Vergleich der Messergebnisse über die Zeit hinweg und zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe lassen sich Wirkungen der Medienrezeption auf das Wissen quantifizieren. Die Projektergebnisse werden dabei seit über 10 Jahren regelmäßig in der Tagespresse kommuniziert und wurden im Sommer 2017 auf einem hochkarätigen Kongress in Mainz mit über 100 Multiplikatoren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vorgestellt.

Prof. Dr. Annette Schröder/Dr. Alexandra Zaby

Der gemeinnützige Verein „Deutsches Bündnis gegen Depression e.V.“ verfolgt unter dem Dach der Stiftung Deutsche Depressionshilfe das Ziel, die gesundheitliche Situation depressiver Menschen zu verbessern, das Wissen über die Krankheit in der Bevölkerung zu erweitern und Suiziden vorzubeugen. Zahlreiche Städte und Kommunen haben sich dem Bündnis angeschlossen und engagieren sich auf lokaler Ebene, so auch Landau und die Südliche Weinstraße.
Die Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie des Erwachsenenalters hat zusammen mit der Psychotherapeutischen Universitätsambulanz in den letzten Jahren bei verschiedenen Veranstaltungen das Thema seelische Gesundheit mittels Informationsständen interessierte Bürger*innen angesprochen. Als Kooperationspartner des Bündnisses sind sie außerdem in zahlreichen Vortragsrunden (z.B. im Haus der Familie, bei der Caritas u.ä.) und kleineren Treffen mit Interessierten, Betroffenen oder deren Angehörige aktiv. „Das seit 5 Jahren bestehende Bündnis (…) trägt wesentlich zur Information der Öffentlichkeit zum Thema Depression bei. Zentraler Wirkfaktor ist die weitläufige Vernetzung unterschiedlicher Leistungsanbieter im Bereich der Depressionsversorgung mit Betroffenen, Angehörigen und interessierten ehrenamtlichen Helfern. Mittels vielfältiger Aufklärungskampagnen konnten Berührungsängste mit dem Thema Depression reduziert werden. (…)“ („Ein Bündnis gegen Depression“. S. 11)

Bündnis gegen Depression Landau-Südliche Weinstraße e.V.

Depressive Störungen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Neben der Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung und der Stärkung der Prävention setzt man – insbesondere bei leichten und mittelschweren depressiven Störungen – vermehrt auch auf aktivierende Elemente wie Sport und Bewegungstraining.
In dem von der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz initiierten Modellprojekt „Der Depression Beine machen!“ wurden depressive Patientinnen und Patienten angesprochen und über die Dauer von einem Jahr beim wöchentlichen Lauftraining therapeutisch begleitet. An den drei Standorten Koblenz, Mainz und Landau wurden seit Herbst 2015 (mit Schwerpunkt 2016) Laufgruppen für Menschen mit Depression erprobt. Jede Gruppe wurde von einer sportfachlichen und einer psychotherapeutischen Begleitperson (in Landau Dr. Jens Heider) unterstützt. Das Projekt wurde vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung an der Universität Koblenz-Landau wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
Das Modellprojekt hat 2016 und 2017 regional und überregional große mediale Aufmerksamkeit erlangt (siehe z.B. hier).

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