Forschungsschwerpunkte
Interindividuelle Unterschiede in Persönlichkeitseigenschaften – Theorie, Messung, Entwicklung und Vorhersage
Menschen unterscheiden sich in ihrer Persönlichkeit. Wie man diese Unterschiede am besten theoretisch abbilden kann, wie man sie psychometrisch adäquat messen kann und wie sich diese Unterschiede über die Lebensspanne entwickeln und im Verhalten niederschlagen ist der Fokus dieses Schwerpunkts. Im Bereich der Theorieentwicklung und -prüfung beschäftigen wir uns mit Strukturmodellen der Persönlichkeit (wie den sog. Big Five oder dem HEXACO Modell), sowie der Frage, wie sich theoretische Sparsamkeit erhöhen lässt, ohne funktional verschiedene Konstrukte fälschlich gleichzusetzen, aber auch ohne funktional äquivalente Konstrukte fälschlich als distinkt einzuordnen.
Im Bereich „Messung“ untersuchen wir Methoden der Fragebogenkonstruktion (z.B. das mehrdimensionale Forced-Choice Format), mit denen Verzerrungstendenzen wie sozial erwünschtes Antworten und Faking reduziert werden können. Wir untersuchen auch, wie die Datenqualität z.B. im Hinblick auf Careless Responding überprüft werden kann. Weiterhin beschäftigen wir uns im Bereich der Messung mit Heterogenität (speziell hinsichtlich Invarianz über Sprachen/Länder/Kulturen).
Der dritte Bereich in diesem Schwerpunkt beschäftigt sich mit interindividuellen Unterschieden in der Entwicklung von Persönlichkeitseigenschaften über die Lebensspanne. Dabei interessieren wir uns vorrangig für aversive Persönlichkeitseigenschaften wie Narzissmus oder Machiavellismus sowie deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Wir untersuchen beispielsweise, wie Unterschiede in der Veränderung von Narzissmus mit Lebensereignissen zusammenhängen. Hinsichtlich der Erklärung von Verhalten interessieren wir uns besonders für ethisches und soziales Verhalten (z.B. Unehrlichkeit oder Ausbeutung vs. Kooperation – typischerweise in verhaltensökonomischen Paradigmen untersucht) und dessen Vorhersage durch Persönlichkeitsmerkmale.
Unsere Forschung dreht sich um die Frage, warum und unter welchen Umständen sich Menschen dazu entscheiden, andere auszuschließen. Erste Arbeiten legen nahe, dass Menschen insbesondere dazu neigen Personen auszugrenzen, welche in einer Gruppe als störend oder entbehrlich wahrgenommen werden – etwa weil die ausgegrenzten Personen gegen soziale Regeln und Normen verstoßen haben oder aber keinen erkennbaren Beitrag zur Gruppe leisten können. In unseren Folgearbeiten stehen drei Kernfragen im Fokus:
1) Welche unterschiedlichen Situationen und Kontextfaktoren können Ausgrenzungsverhalten befördern oder eindämmen?
2) Unter welchen Bedingungen entscheiden sich Menschen gegen Ausgrenzung und für andere Verhaltensweisen, wie etwa aktive Konfrontation oder Hilfeverhalten?
3) Wie beeinflussen unterschiedliche Ausgrenzungserfahrungen und vermutete Gründe die Reaktionen der ausgegrenzten Person?
Der Anspruch unserer Forschungsgruppe ist es, zur Theoriebildung und Forschungspraxis in der Forschung zu sozialen Interaktionen beizutragen. Zur Überprüfung unserer Annahmen setzen wir sowohl auf Labor- und Onlineexperimente, wie auch auf Befragungsstudien in Alltagskontexten wie Unternehmen und Schulen.
Weitere Informationen zu der Forschungsgruppe finden Sie hier.
Dieser Schwerpunkt zielt auf einen Brückenschlag zwischen inhaltlichen Fragestellungen in Grundlagen- und Anwendungsdisziplinen der Psychologie auf der einen Seite sowie neueren Entwicklungen im Bereich der statistischen Modellierung und Psychometrie (bspw. zur Analyse komplexer Daten aus experimentellen Studien oder intensiv-längsschnittlichen Studien) auf der anderen Seite. Ein besonderes Ziel besteht hierbei darin, Modellklassen, die bislang auf spezifische Forschungsgebiete beschränkt waren, für neue Anwendungsbereiche nutzbar zu machen (z.B. zur Modellierung von Veränderungsprozessen).
Hervorzuheben innerhalb dieses Schwerpunkts ist die Beteiligung von Landauer Professor*innen und Doktorand*innen an der DFG Research Training Group "Statistical Modeling in Psychology (SMiP)". Nähere Informationen zu SMiP finden Sie hier.
Im Schwerpunkt Selbstregulation werden Prozesse der Steuerung des Verhaltens und Erlebens untersucht. Es interessiert zum einen, welche Rolle Persönlichkeit (z.B. Perfektionismus) und Fähigkeiten (z.B. Selbstkontrolle) bei der Erreichung von Zielen spielen. Daneben liegt ein besonderer Fokus auf der Erforschung von Prozessen der Regulation von kognitiven und affektiven Zuständen (Emotionen, Stimmungen, Stressreaktionen). Affektregulation ist in vielen Lebensbereichen wichtig für die Gestaltung von positiven sozialen Beziehungen sowie die Aufrechterhaltung von Wohlbefinden. Außerdem stellt dysfunktionale Affektregulation einen zentralen Faktor der Entwicklung und Aufrechterhaltung verschiedener psychischer Störungen dar. Neben den kognitiven Grundlagen der Affektregulation stehen interindividuelle Unterschiede, neuronale Mechanismen, die Entwicklung über die Lebensspanne sowie Interventionen zur Veränderung von Affektregulationsprozessen im Mittelpunkt der Forschung.
Innerhalb dieses Forschungsschwerpunktes wurde das Konsortium "Affektregulation: Prozesse, Interventionen und Entwicklung in klinischen und nicht-klinischen Populationen (ARPID)" etabliert und von 2019-2023 im Rahmen der Forschungsinitiative des Landes gefördert. Nähere Informationen zu ARPID finden Sie hier.
Unsicherheit, Fehlinformation und Polarisierung: Gesellschaftliche Kommunikation in Zeiten der Permakrise
Im Potentialbereich SCOPE wird untersucht, wie gesellschaftliche Kommunikation zu langfristigen Krisenthemen verläuft und welchen Einfluss diese auf das gesellschaftliche Zusammenleben ausübt. In verschiedenen Teilprojekten werden am Beispiel von Klimakrise und Migrationsbewegungen sowohl das Kommunikationsverhalten politischer Akteur*innen wie auch das Informationsverhalten von Bürger*innen und deren gesellschaftliche Auswirkungen wie Polarisierung oder Vertrauensverlust in den Blick genommen. In diesem interdisziplinären Projekt beteiligen sich Wissenschaftler*innen der Fächer Kommunikations- und Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie, Umweltwissenschaft und Informatik. Neben dem wissenschaftlichen Gewinn dient die interdisziplinäre Zusammenarbeit auch der Profilbildung der RPTU durch den Aufbau von Expertise im Bereich Computational Social Sciences (CSS).
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In diesem Forschungsschwerpunkt werden experimentelle Studien und Therapiestudien eingesetzt, um zentrale psychologische Mechanismen der Entstehung, Aufrechterhaltung, Behandlung und Prävention von psychischen und körperlichen Störungen in allen Altersgruppen besser zu verstehen. Beispielhafte Fragen aus diesem Feld: Welche Rolle spielen emotionale Kompetenzen bei der Entstehung psychischer Störungen bei Kindern und Erwachsenen? Welche Bedeutung hat die individuelle neuronale Verarbeitung affektiver Informationen für die Resilienz gegenüber stressbedingten Störungen? Wie kann Gesundheitsverhalten in verschiedenen Zielgruppen effektiv gefördert werden? Wie interagieren Körper und Psyche bei der Entstehung chronischer Schmerzen? Was genau macht medizinische und psychologische Behandlungen von Kindern und (älteren) Erwachsenen effektiv? Die psychotherapeutischen Ambulanzen und die psychotherapeutische (praktische) Aus- und Weiterbildung in Landau, das Zentrallabor sowie zahlreiche regionale und internationale Kooperationen schaffen sehr gute Bedingungen, um die genannten Fragen zu erforschen.
Psychologische Therapie für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen ist wirksam, wird aber selten eingesetzt. In einem aktuellen, von der DFG geförderten Multicenter-Projekt (EFFECT-BACK) werden zwei verschiedene psychologische Methoden, die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die graduierte Exposition in vivo (EXP) bei der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen, im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und die Verbesserung der wahrgenommenen Einschränkungen verglichen. Außerdem werden explorative Untersuchungen durchgeführt, um Prädiktoren für die Wirksamkeit der einzelnen Behandlungsgruppen zu ermitteln, um die Behandlungsoptionen zu optimieren und wirksame Behandlungsoptionen für Untergruppen von Schmerzpatienten und maßgeschneiderte Behandlungen zu schaffen. Darüber hinaus wird die EXP als wirksame und wirtschaftliche Behandlungsoption im ambulanten Gesundheitssystem stärker in den Fokus der Behandlung rücken.
Insgesamt werden 380 CLBP (Alter: ≥ 18 Jahre) in fünf verschiedenen Zentren in Deutschland, den ambulanten Behandlungszentren und Schmerzkliniken der Universitäten Landau, Mainz, Marburg, Essen und Heidelberg eingeschlossen und analysiert.
Die Psychotherapeutische Universitätsambulanz WiPP der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) ist eines von acht Zentren bundesweit, die in einer groß angelegten Studie unter der Leitung der Justus-Liebig-Universität Gießen drei psychotherapeutische Methoden zur Behandlung der „Pornografie-Nutzungsstörung“, umgangssprachlich Pornografie-Sucht, untersuchen. Im Rahmen der Studie werden drei psychotherapeutische Verfahren miteinander verglichen: Intensivtherapie mit dem Ziel der Abstinenz, Intensivtherapie mit dem Ziel der reduzierten Nutzung und reguläre Psychotherapie. Langfristig kann durch Psychotherapie, laut bisheriger Befunde, problematischer Pornografiekonsum erfolgreich behandelt werden. Für diesen Therapievergleich werden in den kommenden Jahren an den acht teilnehmenden Zentren (Gießen, Frankfurt, Kassel, Landau, Mainz, Marburg, Saarbrücken, Trier) knapp 320 Personen mit „Pornografie-Nutzungsstörung“ behandelt. Der gemeinsame Bundesausschuss, das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland, fördert die Studie „PornLoS“ mit 5,4 Millionen Euro. Im Rahmen dieser Studie (PornLoS) können am Studienzentrum Landau 40 Betroffene teilnehmen. Personen, die unter problematischem Pornografiekonsum leiden und an der im kommenden Frühjahr startenden Studie teilnehmen möchten, können sich ab sofort beim Studienteam (www.pornlos.de) melden.
Dieser Profilbereich ist stark interdisziplinär geprägt. Im Fachbereich Psychologie befassen sich verschiedene Arbeitsgruppen mit diesen Themen, vor allem die Arbeitsgruppe Umweltpsychologie befasst sich in ihrer Forschung mit den Interaktionen zwischen Mensch und (natürlicher) Umwelt. Hier wird untersucht, welche systemischen und individuellen Prozesse nachhaltiges Handeln hemmen und fördern und so zu einer sozial-ökologischen Transformation beitragen. Auch das IKM sowie die Sozialpsychologie, Medienpsychologie und politische Psychologie befassen sich mit der Wahrnehmung und Kommunikation von sozialen, gesamtgesellschaftlichen und globalen Herausforderungen sowie deren Überwindung durch Verhaltensänderung, veränderte Kommunikation und Kooperation. Zentrale Forschungsgegenstände des Schwerpunkts sind Konflikt und Kooperation, Vorurteile, Ausgrenzung und Diskriminierung, Diversity, ökologisches, nachhaltiges und umweltbezogenes Handeln sowie Bedingungen individuellen und kollektiven Wandels. Neben Arbeitsgruppen des Fachbereichs sind Arbeitsgruppen aus anderen Fachbereichen beteiligt.
Hervorzuheben innerhalb dieses Schwerpunkts ist die seit 2016 durch die Umweltpsychologie und das Bundesamt für Naturschutz organisierte, internationale Summerschool „Environmental Psychology“. Infos dazu finden Sie hier: https://vilmworkshop.jimdofree.com/