Kinder, Jugendliche und Erwachsene erleben Emotionen (wie Ärger, Angst oder Stolz), Stimmungen (wie gute Laune oder Erschöpfung) und Stressreaktionen (wie Nervosität oder Einschlafprobleme) nicht passiv, sondern setzen in ihrem Alltag verschiedene Strategien ein, um diese affektiven Zustände zu beeinflussen.

Prozesse der Affektregulation spielen in vielen Lebensbereichen (z.B. Lösung von Konflikten, Erreichung von Zielen) sowie über die Lebensspanne (Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter) hinweg eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von positiven sozialen Beziehungen sowie der Aufrechterhaltung von subjektivem Wohlbefinden und psychischer Gesundheit. Außerdem stellt dysfunktionale Affektregulation einen zentralen Faktor der Entwicklung und Aufrechterhaltung verschiedener psychischer Störungen dar. Viele der psychologischen Interventionen, die zur Erhöhung des subjektiven Wohlbefindens (z.B. Mindfulness-Training) oder zur Behandlung von Störungen (z.B. bei Angst- und depressiven Störungen) eingesetzt werden, zielen daher auf die Veränderung von Affektregulationsprozessen ab.

 

 

Auch wenn Affektregulation sich in den letzten Jahren zu einem sehr dynamischen Forschungsfeld entwickelt hat, so ist dennoch festzustellen, dass das Thema in den verschiedenen Teildisziplinen der Psychologie (z.B. der kognitiven Psychologie, der Entwicklungspsychologie, der biologischen Psychologie, der klinischen Psychologie oder der Arbeits- und Organisationspsychologie) aus einer jeweils eigenen, teildisziplinspezifischen Perspektive heraus beforscht wird, ohne dass eine stärkere Integration der Forschung über die Teildisziplinen hinweg erfolgt. Um der Komplexität des Themas Affektregulation besser gerecht zu werden, ist das Ziel des Konsortiums „Affektregulation: Prozesse, Interventionen und Entwicklung in klinischen und nicht-klinischen Populationen“ (ARPID) einen Forschungsverbund zu schaffen, der innerhalb der Psychologie die Grenzen von Teildisziplinen überschreitet und insbesondere die klinische und nicht-klinische psychologische Forschung zum Thema Affektregulation miteinander vernetzt. 

Das geplante Forschungsprogramm von ARPID lässt sich in fünf Bereiche gliedern:

(1) kognitive Grundlagen von Affektregulationsprozessen,

(2) Lebensspannenperspektive auf Affektregulationsprozesse,

(3) „personalisierte“ Affektregulationsforschung (Person x Situation x Strategie-Interaktionen),

(4) Affektregulation als transdiagnostischer Faktor und

(5) Interventionen zur Veränderung von Affektregulationsprozessen. 

 

Über bisherige Forschung hinausgehend sollen diese Bereiche mittels eines multimethodalen, prozessorientierten Ansatzes untersucht werden. Dazu soll bspw. Ambulatory Assessment kombiniert werden mit Laborstudien, um Affektregulationsprozesse sowohl im täglichen Leben als auch unter kontrollierten Bedingungen und mit vielfältigen Verfahren (z.B. videobasierte Verfahren, psychophysiologische Maße, Selbstberichte) untersuchen zu können. Interventionsstudien in verschiedenen Altersgruppen sollen bspw. um intensiv-längsschnittliche Datenerhebungen ergänzt werden.